Stream Versorgungssicherheit: „Use it or lose it!“

21.10.2024

In diesem Stream des Banken-Symposium Wachau 2024 standen die Versorgung der Bevölkerung mit Bargeld und Filialen und die mögliche zukünftige Rolle des Digitalen Euro im Fokus.

Alexander Gradl-Noll, Geschäftsführer von Euronet Austria, Matthias Schroth, Direktor der Hauptabteilung für Bargeld, Beteiligung und Interne Dienste in der OeNB und Michael Wiedeck, Bereichsleiter Vertrieb der bank99 diskutierten eingangs die Rolle von Bargeld und Filialen für Banken und Bevölkerung. Es wurde festgehalten, dass es bezüglich der Art und Weise, wie die Menschen bezahlen möchten, keine „Frontstellung“ gibt – kein entweder oder – sondern in der Regel möchte man die Wahlfreiheit haben und beide Versionen nutzen.

Jene Länder, in denen die Nutzung von Bargeld in den letzten Jahren zur vernachlässigbaren Größe geworden ist (z.B. Holland oder Schweden), rudern jetzt wieder zurück. Umfragen zufolge ist die Bevölkerung mit der Entwicklung nicht zufrieden und man diskutiert in diesen Ländern ernsthaft darüber, die Bargeldannahme in Geschäften zur Pflicht zu machen.

Grundsätzlich wurde die Bedeutung von Kooperationen betont. Die Banken müssen die Bargeldversorgung und den Betrieb von Filialen nicht alleine stemmen. Es gibt alternative Anbieter und Partner, mit denen man kosteneffiziente Allianzen schmieden kann. Dass sowohl Bargeld als auch Filialen noch ihre Berechtigung haben, unterstrichen die präsentierten Umfrageergebnisse aus dem Hause Ipsos: Nur 18 Prozent der Österreicher können es sich vorstellen, komplett ohne Bargeld auszukommen und nur 38 Prozent können sich mit der Idee einer Bankverbindung ohne Filialen anfreunden. Gewährleistet kann beides dann werden, wenn es auch genutzt wird, so Matthias Schroth: „Use it or lose it!“

Andreas Jenewein, Geschäftsführer von vidone präsentierte seine neueste Innovation: eine Videoberatungskabine mit Avatar. Eine Lösung, die die persönliche Beratung vor Ort mit hoher Kosteneffizienz kombiniert. Außerdem betonte er, wie wichtig es sei, neue Use Cases für Filialen zu entwickeln. Es kann nicht sein, dass Kunden heute in den Filialen die gleichen Geschäfte abwickeln können wie vor 50 Jahren. Hier gäbe es zu wenig Innovation.

Die Ökonomin Heike Lehner erläuterte – last but not least – den Stand der Entwicklung des Digitalen Euro. Dieser soll Europa strategische Unabhängigkeit von internationalen Zahlungsverkehrsanbietern sichern. Gleichzeitig ist für die Endnutzer/Retail-Kunden kein klarer Mehrwert erkennbar. Auch die Tatsache, dass man damit mit Zentralbankgeld statt mit Giralgeld bezahlt, lässt sich nur schwer vermitteln.

Insgesamt, so Lehner, besteht die Gefahr, dass der Digitale Euro zu einem „teuren Rohrkrepierer“ wird. In Ländern, die bereits eine digitale Währung eingeführt haben, liegt die Nutzungsquote bei jeweils unter einem Prozent. Im Oktober 2025 endet die „Preparation Phase“ für eine mögliche Einführung. Dann wird man sehen, wie es weitergeht.

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Andreas Jenewein, Alexander Gradl-Noll und Matthias Schroth (v.l.n.r.) diskutierten u.a. über die Zukunft von Bankfilialen und die Rolle des Bargeldes.