Das war das BSW 2024: Kontroverse Diskussion am Podium und intensive Arbeit in den Streams
19.10.2024
Das Banken-Symposium Wachau ist Geschichte. Etwa 100 Teilnehmer machten das ehrwürdige Stift Göttweig am 17. Oktober wieder zu einem zentralen Ort der Begegnung für die Finanzwirtschaft.
Für den Start in den Tag ist es gelungen, eine sehr hochkarätige Runde für eine Podiumsdiskussion zu gewinnen. Erwin Hameseder, Generalanwalt des österreichischen Raiffeisenverbandes, Helmut Ettl, Vorstand der FMA und Thomas Ruhm, Managing Director von Fieldfisher Austria. Neben der allgemeinen wirtschaftlichen Lage, der Resilienz des Bankensystems und Fragen zur ESG-Regulierung stand dabei das Thema KIM-Verordnung im Mittelpunkt.
Dieses Thema wurde wirklich intensiv diskutiert und sowohl Erwin Hameseder als auch Helmut Ettl brachten sehr gute Argumente für ihre jeweilige Position ein. Natürlich war nicht zu erwarten, dass sich Banker und Regulator in diesem Kontext einig werden, jedoch war der Austausch sicherlich hilfreich. Für Hameseder ist die KIM-VO eines von mehreren Elementen, dass die Immobilienkreditvergabe und die entsprechende Bautätigkeit eingebrochen sind. Für Ettl sind diese Rückgänge auf eine gesunkene Nachfrage zurückzuführen und die KIM-VO eine wichtige Säule zur Vermeidung einer potenziellen Schieflage im Bankwesen.
Ob die KIM-VO, die Kriterien zur Vergabe privater Immobilienfinanzierungen festlegt, über ihr Ablaufdatum Mitte 2025 hinaus verlängert werden wird, blieb offen. Einig waren sich die Diskutanten, dass im Bereich der Finanzierung von Gewerbeimmobilien ein Klumpenrisiko entstanden ist, dem man entgegenwirken muss.
Schwerpunkte Führung, ESG und Versorgungssicherheit
Im Anschluss konnten die Teilnehmer des Symposiums zwischen drei Streams wählen, um so ihren eigenen Tagesschwerpunkt zu setzen. Im Stream „Versorgungsauftrag“ ging es um die Versorgung der Bevölkerung mit Bargeld, Filialen und Beratungsleistung durch die Banken. Zusätzlich wurde der aktuell diskutierte Digitale Euro in diesem Kontext beleuchtet. Zentrale Aussagen waren, dass es bei Bargeld bzw. digitaler Bezahlung keine Frontstellung gibt. Die Bevölkerung will zum überwiegenden Teil beides nutzen können. Länder, die in der Vergangenheit auf Bargeldlosigkeit gesetzt haben, rudern mittlerweile wieder zurück. In Schweden oder Holland ist die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit dieser Situation gewachsen. Um die Kosten für die Versorgung mit Bargeld und Filialen zu senken, bieten sich Kooperationen mit alternativen Anbietern und über Sektorgrenzen hinweg an.
Beim Digitalen Euro geht es sehr klar darum, für die Eurozone eine strategische Unabhängigkeit gegenüber ausländischen Zahlungsverkehrsanbietern zu erlangen. Andererseits gibt es kaum erkennbaren Nutzen für die Bevölkerung. Der Unterschied digitaler Bezahlung mit Giralgeld und solchen Transaktionen mit Zentralbankgeld wird von den Endnutzern nicht verstanden. Nutzungsquoten von E-Währungen, die bereits eingeführt wurden, bestätigen das: sie liegen allesamt unter einem Prozent.
Megathema Nachhaltigkeit
Im Stream ESG wurde klar, welche Aufgabe den Banken im Zusammenhang mit der Dekarbonisierung bis 2050 bevorsteht. Das hat nicht nur mit Regulatorik zu tun, sondern ist auch eine Chance zur neuen Positionierung. Von der Bevölkerung wird nachhaltiges Wirtschaften durch die Banken absolut erwartet. Wichtig ist es, die Ressourcen und das Know-how für die ESG-Berichterstattung auszubauen. Große Bedeutung wurde der Wesentlichkeitsanalyse beigemessen. Diese ist ein gutes Instrument, um das Riesenthema „ESG“ einzugrenzen und den Banken und Unternehmen einen Fokus zu geben. Zentral war auch die Erkenntnis, dass Nachhaltigkeit nicht nur Regulatorik und Gesetze bedeutet, sondern in die Strategie und Geschäftsmodelle zu integrieren ist. ESG ist ein Governance-Thema! Wichtig wäre es, Best Practice Ansätze über Bank- und Sektorgrenzen hinweg zu fahren.
Moderne Führung
Im Workshop „Leadership Experience“ setzten sich die Teilnehmer mit gegenwärtigen und zukünftigen Führungsherausforderungen auseinander. Es wurden Themen wie die veränderten Anforderungen der Arbeitswelt und der Kunden beleuchtet sowie Wege diskutiert, welche Future Skills aufgebaut werden müssen. Die Frage nach dem „Purpose“ des Unternehmens und wie und wir Mitarbeiter diesen Sinn in ihrer Arbeit erkennen lassen sowie die aktive Gestaltung von Veränderungsprozessen waren weitere zentrale Themen.
Der Einsatz von Kreativmethoden führte dazu, dass über 100 Ideen zur Weiterentwicklung der Personal- und Organisationskultur erarbeitet wurden. Am Ende des Workshops reflektierten die Teilnehmer gemeinsam über Quick Wins und Big Wins und definierten konkrete nächste Schritte, die in einem Umsetzungs-Chart festgehalten wurden.