Das war das BSW Spezial „Green Banking“

5.7.2021 - Der Kampf gegen den Klimawandel bzw. die grundlegende Integration von ESG-Zielen wird die Arbeit der Banken in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zentral mitbestimmen. Dieses Resümee ziehen die Teilnehmer*innen des Banken-Symposium Wachau Spezial „Green Banking“ am 1. Juli im Stift Göttweig.

Die bevorstehende Dekarbonisierung der Wirtschaft bietet für den Finanzsektor interessante Chancen, es bestehen aber auch ernsthafte Risiken. Dazu zählt etwa die Gefahr, dass die bevorstehende Transformation in den Kredit- und Veranlagungsportfolios „Stranded Assets“ hinterlässt oder dass die regulatorischen Anforderungen zu hohen Mehrkosten führen.

Regulatorisch hat das Thema ja tatsächlich einiges zu bieten: Taxonomie-Verordnung, Offenlegungs-Verordnung, Referenzwerte-Verordnung oder die seit 30. Juni 2021 geltenden neuen Guidelines der European Banking Authority zur Vergabe und Überwachung von Krediten – um nur die allerwichtigsten Punkte zu nennen. Rechtsanwalt Thomas Ruhm wies in seinem Vortrag eindringlich darauf hin, dass die Geschäftsleitung einer Bank verantwortlich ist, einen umfassenden Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken zu implementieren.

Erika Singer, WWF Österreich

Erika Singer, WWF Österreich: Nicht auf die perfekte Datenlage warten, sondern jetzt handeln

Dazu gehört auch die Schaffung einer „ausreichenden Datenlage“. Diese stellt sozusagen die „Achillesferse“ des Green Banking dar, denn Daten zur Bewertung des eigenen CO2-Exposures – im Kredit- und Asset Management Portfolio – sind heute noch nicht in ausreichender Menge und Qualität vorhanden. Erika Singer, Expertin für Sustainable Finance beim WWF Österreich appellierte dennoch an die Teilnehmer*innen, mit der Umsetzung eines „grünen“ Risikomanagements nicht weiter zuzuwarten. Über Status quo Analysen oder Heatmaps ließe sich das Risiko gut eingrenzen und die Ableitung eines strategischen Dekarbonisierungspfades wäre möglich.

Dieter Aigner, Geschäftsführer Raiffeisen Capital Management und Erwin Meichenitsch, Partner bei zeb Österreich, verwiesen in ihren Vorträgen auf die Chancen, die sich aus dem Green Deal der EU ergeben würden. Dieser sieht ein Gesamtvolumen an Investitionen von einer Billion Euro bis 2030 vor. Nach ersten Grobschätzungen von zeb führt das in Europa zu einem neuen Banken-Wallet von ca. 26,6 Milliarden Euro pro Jahr.

Dieter Aigner erklärte auch, weshalb er im Bereich des Asset Management nicht daran denkt, nur mit „Ausschlüssen“ zu arbeiten, um nachhaltige Veranlagungsprodukte zu kreieren. Das reine Vermeiden von einzelnen Themen – wie Kohle, Kinderarbeit, Tabak etc. – greift für ihn zu kurz. Er möchte die ESG-Themen in den Investmentprozess vollständig integrieren. Und zwar über einen aktiven Unternehmensdialog, einen Engagement-Prozess, der jedem Unternehmen die Chance zu einer zukunftsfähigen Transformation gibt.

Dieter Aigner, RCM

Spricht sich für einen umfassenden Engagement-Prozess im Asset Management aus: Dieter Aigner, Geschäftsführer Raiffeisen Capital Management

Damit es nicht beim reinen „Greenwashing“ bleibt und Kunden tatsächlich grüne Produkte auch erkennen können, haben Gütesiegel eine große Bedeutung. Susanne Hasenhüttl, Green Finance Expertin der ÖGUT, erklärte die Wichtigkeit dieser Siegel für Transparenz und Qualitätssicherung.

Das Fazit am Ende des Tages war die klare Botschaft, dass der Kampf gegen den Klimawandel die Banken in den kommenden Jahren entscheidend prägen wird. Großen Chancen stehen nicht unbedeutende Risiken gegenüber. Und obwohl noch nicht alles regulatorisch durchgeregelt ist und die Datenlage zur Berechnung von exakten CO2-Exposures noch nicht ausreicht, sind Banken angehalten, das Thema aufzugreifen – im Risikomanagement, in der Positionierung, Kreditvergabe und Asset Management. Vor allem aber im Bewusstsein, dass Geld eine enorme Lenkungswirkung hat.

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