Corona-Krise – war’s das jetzt?

24.9.2021 - Die Gespräche beim diesjährigen Banken-Symposium Wachau, am 23. September im Stift Göttweig, kreisten um die Frage, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf die Banken hat bzw. noch haben wird. Das betrifft v.a. Kreditrisiko und Digitalisierung.
Die Einschätzung der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung stellt dabei einen zentralen Komplex dar. Nicht zuletzt, da sich gröbere Einbrüche natürlich direkt auf das Kreditrisiko auswirken würden. Ob wir die Krise – wirtschaftlich betrachtet – bereits überwunden haben oder ob da noch eine Delle auf uns zukommt, dazu waren sich die Expert*innen nicht einig.
Grundsätzlich kann man sagen, dass die ersten Erwartungen zum Kreditrisiko 2020 und 2021 deutlich zu pessimistisch waren. Das zeigen die Daten der Kreditrisikostudie von CRIF sehr deutlich. Die wesentlichen Ergebnisse wurden von Jürgen Krenn im Rahmen der Podiumsdiskussion präsentiert.
In der Wirtschaft gibt es sicherlich bereits ein deutliches Aufatmen, was sowohl Stefanie Christina Huber, Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Oberösterreich und dort für das Geschäft mit Corporates verantwortlich, bestätigte als auch die Risikovorständin der RLB Burgenland, Eva Fugger. Wobei manche Branchen schon noch sehr zu kämpfen haben. Das betrifft etwa die Stadthotellerie oder den Wintertourismus, dessen Geschäftsgrundlage noch mit großen Unsicherheiten behaftet ist.
In der Bevölkerung – so die Umfrageergebnisse des Meinungsforschungsinstituts Ipsos – spielt die Angst vor der Pandemie keine große Rolle mehr. Mit einer Einschränkung, wie Alexander Zeh von Ipsos erläuterte: Die Sorge arbeitslos zu werden, ist immer noch deutlich ausgeprägt.
Pandemie als Katalysator
Bezüglich „Digitalisierungsschub“ wurde klar, dass die Pandemie da kein Auslöser, aber ein starker Katalysator war. Die deutliche Verlagerung hin zur digitalen Sphäre und zu Online-Channels wären auch so geschehen, allerdings langsamer.
Ganz entscheidend ist die Aussage vieler Referent*innen und Expert*innen beim BSW, dass Eigenschaften wie persönlicher Kontakt, hochwertige Beratung und Empathie dennoch nicht an Wert verlieren werden. Gerade im Kontext eines forcierten „Open Banking“, das sich in Richtung „Open Finance“ entwickelt, müssen traditionelle Banken auf diese Trümpfe setzen – das ist ihr USP. Digitalisieren und Plattformen aufbauen können andere besser.
Das heißt nicht, dass am Filialnetz der Gegenwart festzuhalten ist. Die physische Beratung wird es – so die Expert*innen – auch in Zukunft geben. Allerdings anders, mit großen zentralen Einheiten und kleineren Locations in der Fläche, die von intelligenten Videosystemen, SB-Geräten und anderen digitalen Tools unterstützt werden.
Und genauso, wie sich die digitale Sphäre öffnet und verschiedene Bankprodukte verschiedener Banken an zentralen Stellen verwaltet werden können (Open Banking, Open Finance), werden sich auch die Niederlassungen öffnen und nicht mehr ausschließlich auf eine Bank, einen Sektor oder nur das Finanzgeschäft fokussiert sein.
Zentral ist die Frage, ob man künftig als Plattform oder als singuläre Bank agieren möchte. Diese Entscheidung ist zu treffen und sie bedeutet nicht mehr und nicht weniger, ob man künftig noch ein (digitales) Interface zum Kunden hat oder als Produktanbieter und Abwickler im Hintergrund agiert.